Das grosse Hummeressen

Auf Digby Neck wollen wir gemeinsam mit Familie Köder mit einem Fischerboot auf Walbeobachtungstour. Grosse Enttäuschung: die Wale tummeln sich erst ab Juni in der Bay of Fundy.

Die netten Besitzer des Campingplatzes Whale Cove bieten uns als Alternative einen Ausflug mit dem Schiff zum Hummerfang an. Aber morgens um 2.00 Uhr auf die See, das ist uns definitiv zu früh. Wir sind aber dabei, als das Schiff gegen 17 Uhr im Hafen einläuft. Wir können nun panzernah erleben, wie die Hummerkisten mit einer Seilwinde vom Schiff auf den Camion gehievt, die Hummer umgepackt, gewogen und abtransportiert werden. Die Kinder von Köders zeigen so viel Begeisterung, dass die Fischer jedem von uns einen lebenden Hummer schenken.

 

Oh Weh! Da stehen wir nun vor 7 lebenden Lobsters und wissen nicht recht, wie uns geschieht. Wie wird ein Hummer gekocht und wie zerlegt ? Und was isst man und was nicht? Lauter drängende Fragen für uns Landratten, die noch nie einen Hummer gekocht und frisch aus dem Topf gegessen haben.

Die hilfreiche Besitzerin erbarmt sich unserer Verzweiflung und bringt uns zwei grosse Kochtöpfe. Zusammen mit dem jungen Hummerfischer Kyle erklärt sie uns, dass nur der Boden der Pfanne mit Wasser bedeckt sein solle, denn die Hummer müssten im Dampf kochen, nur so seien sie wirklich schmackhaft. Uns ist schon etwas mulmig zu Mute, haben wir doch 7 Stück lebend auf dem Tisch und zwei Töpfe mit kochendem Wasser vor uns. Gemäss den Erklärungen von Kyle klemmen wir mit der Hand die Scheren über dem Kopf des Hummers zusammen, stecken ihn kopfüber in den Topf und warten bis er schön rot wird.

Kyle zeigt uns auch, wie man den Hummer zerlegt. Er tut dies von Hand mit viel Kraft und sehr schnell. Wir versuchen dann nachzumachen, was er vorgeführt hat, aber ohne grossen Erfolg. Es ist doch von Vorteil, wenn man im Camper eine Werkzeugkiste mitführt. Mit Hammer und Spitzzange rücken wir dem Panzer zu Leibe und trennen, was wir können, öffnen Scheren, Beine und Schwanzteil. Was wir an Fleisch nicht freilegen können, angeln wir mit Pinzetten aus dem Panzer. Es ist schon dunkel, als wir endlich mit dem Zerlegen und Essen fertig sind. Aber die Hummer sind wirklich schmackhaft und mit zerlassener Butter serviert eine Delikatesse.

Da die Kinder keinen Hummer essen wollen, bleiben 3 Stück übrig. Wir beschliessen, sie für den andern Tag aufzuheben. Da sie lebend gekocht werden müssen - kurz nach dem Tod entwickeln die Hummer ein Gift, das unserem Magen nicht bekömmlich ist - stecke ich Greenhorn sie in einen mit Leitungswasser gefüllten Kübel. Als Kyle das sieht, meint er, ich solle die Tiere schnellstens wieder rausnehmen, das sei der sichere Tod für sie. Was dann leider auch eintrifft, denn am nächsten Tag leben sie trotz sofortiger Befreiung nicht mehr.

 

Aus dieser Erfahrung möchte ich das Hummerkochen und -zerlegen nicht nochmals auf die gleiche Art tun. Nach europäischen Empfehlungen, die ich im Internet gefunden habe, sollte man einiges anders machen, als man uns auf Digby Neck empfohlen hat und wir als blutige Anfänger zum Teil auch falsch umgesetzt haben. Jetzt wissen wir theoretisch, wie ein Hummer korrekt zerlegt und nicht mit Brachialgewalt über die Tischkante gezogen wird. Dies werden wir allerdings noch einige Male üben müssen, da es nicht so einfach ist wie es aussieht.