Bären hautnah

Am Montagmorgen geniessen wir in Ruhe das Frühstück in unserem Jumbolino auf dem Parkplatz beim Walmart, werden aber einmal mehr wegen unserem auffälligen Camper und dem fremden Kennzeichen auf dem Areal angesprochen. Nach kurzer Erklärung über woher und wohin, stellt sich Michael Scheibler mit seiner Bärenfarm vor und lädt uns für den Nachmittag zum Bärenfüttern nach Emo ein (siehe you tube -> The Gentle Bear Man of Emo). Neben den Bären kümmert er sich auch um verletzte Kleintiere wie Rehe, Waschbären (racoons) und Vögel.

Etwas skeptisch sind wir schon, besuchen noch kurz seine Internetseite und können diesem Abenteuer dann doch nicht widerstehen. Nach einer 1/2 stündigen Fahrt über eine Schotterpiste erreichen wir seinen speziell eingerichteten Hof, auf dem vor seinem Haus überall Bären-Warnschilder angebracht sind. Etwas verlottert sieht es hier schon aus. Aber schnell sind wir anhand seiner Führung mit der Umgebung vertraut. Auf der linken Seite des Hauses gackern die Hühner und hinter dem Haus liegt eine grosse Wiese, die an einen Wald grenzt. Das sei der Bärenschauplatz, erklärt er. Ein dürftiger Zaun trennt die Zuschauer von diesen wilden Tieren. Es sind zeitweise über 40 Schwarzbären, die hier ihr Futter holen. Sie leben aber frei im dahinterliegenden riesigen Wald und im angrenzenden Indianerreservat. Die Schwarzbären die auch braun gezeichnet sein können, kommen nachmittags und abends zur Futterstelle und bringen sogar ihre Jungen mit. Die Rivalität untereinander ist gross, und wir beobachten, wie die Tiere nur einzeln nacheinander zur Futterstelle kommen.

Michael füttert Gemüse- und Früchteabfälle sowie viele Süsswaren, die er in den Einkaufscenters bekommt. Bei einigen Bären, die er seit langem gut kennt, verfüttert er zur Attraktion Waffeln, die er sich zwischen seine Lippen klemmt. Wer Lust und Mut hat, kann es ihm nachtun, aber besser nur aus der Hand. Lydia und ich wagen es. Es ist uns schon etwas mulmig zumute. Sicher ist, dass uns dieses Ereignis, einer Bärin gegenüber zu stehen bzw. vor ihr niederzuknien und sie aus der Hand zu füttern, unvergesslich bleiben wird.

Sein Angebot, mit unserem Camper neben seinem Bärenplatz zu übernachten, finden wir dann doch nicht so gut. Schliesslich führen wir in unserer Garage viele Esswaren mit und unsere Schränke sind auch voll davon. Mit einer Spende für die Bären verabschieden wir uns und erhalten von ihm noch 12 Eier von seinen glücklichen Hühnern geschenkt.