Familienbesuch in Tillamook, Oregon

Den Staat Oregon erleben wir als sehr bewaldete Landschaft, vergleichbar mit dem Westen von Kanada. Wir fahren wie in den Rockies stundenlang durch Wälder ohne Fernsicht. Das Waldbild hat sich aber etwas verändert. Die Tannen sind heller und breiter geworden und durchmischt mit Laubbäumen. Wir fahren mehrmals an Holzfabriken entlang, mit noch nie gesehenen mächtigen Baumstammlagern. Radikal und grossflächig wird hier Wald gerodet, aber glücklicherweise von Gesetzes wegen auch wieder aufgeforstet.

 

Die intensive Regenzeit beginnt im westlichen Oregon um Mitte Oktober und endet im April. Deshalb trifft man auch oft auf gemässigten Regenwald (siehe im Internet unter temperierter Regenwald Nordamerika). Regen erleben wir während den 10 Tagen in Küstennähe viel. Es gibt Tage, da wechseln Sonne und Regen bis zu 6mal pro Tag ab. Das sind dann die Sonnentage. Die Leute erzählen sich hier, dass man die Touristen am Regenschirm erkennt. Viele der Einheimischen tragen nicht einmal eine Regenjacke mit Kapuze oder einen Hut und werden oft von Kopf bis Fuss nass, ohne mit einer der nass gewordenen Wimpern zu zucken.

Toleranz wird in den nordwestlichen Staaten Oregon und Washington gross geschrieben, angefangen beim Konsum von Freiheitsdrogen, der Besitz von kleinen Mengen Cannabis ist hier erlaubt, bis hin zur Sterbehilfe. Portland rühmt sich damit, zu den umweltfreundlichsten Städten Amerikas zu gehören. Die Gesellschaft setzt sich für ein grüneres Leben ein, auch wenn noch vielerorts alles in den gleichen Abfallkübel geworfen wird oder die Automotoren oft lange im Stehen weiter laufen.

 

Unser zentrales Anliegen ist es aber, der berühmten amerikanischen Käsestadt Tillamook einen Besuch abzustatten. Nicht wegen dem Tillamooker Käse, der überall in den USA zu kaufen ist, sondern wegen meinen Verwandten, die in dieser Stadt ansässig sind. Mein Bruder Andreas hat während seinen Recherchen im Internet in den letzten 5 Jahren herausgefunden, dass sich das Geschlecht der Zuercher etwa vor 100 Jahren in dieser Region niedergelassen hat. Die zwei Brüder, Andrew, geb. 1869, und John, geb. 1875, sind die Stammväter der Zuercher-Familien in Oregon. 

Bei 3 Generationen Zuercher zu Besuch
Bei 3 Generationen Zuercher zu Besuch

Die ersten zwei Generationen sind längst verstorben, die nachfolgenden drei sind in Tillamook zahlreich vertreten, und einige davon können wir treffen. Wir besuchen John Zuercher, Jahrgang 1941, (ein Enkel des Auswanderers John) und seinen Sohn Steven mit Familie. Es ist für beide Seiten eine kribbelnde und freudige Begegnung. Die vielen Zuercher (Ssörger, wie sie in Amerika sagen) in Tillamook wussten bis jetzt nur, dass ihr Ursprung in der Schweiz liegen müsste. Nun wissen sie mehr darüber und werden mit uns sicher in Kontakt bleiben. Details über die Begegnungen sind unter Dies&Das / Zuercher Family  nachzulesen.

Swiss Hall (Schweizerclub)
Swiss Hall (Schweizerclub)

Anzufügen wäre noch, dass wir von unseren Verwandten und auf Plakaten mitbekommen haben, dass auch Familiennamen wie Meyer, Wyss, Baumgartner, Schmid, Werner, Zweifel, Blaser, Leutold usw. hier zu finden sind. Selbstverständlich werden sie mit amerikanischem Akzent ausgesprochen. Das heisst, als Schweizer vermutet man kaum, dass beim Aufzählen dieser Geschlechter Schweizernamen damit gemeint sind. Die jüngeren Generationen interessieren sich nicht mehr für ihre Schweizer Herkunft. Deshalb wird die Halle des Schweizerclubs vorwiegend von ansässigen Mexikanern für Familienfeste gemietet und der Club dadurch finanziell unterstützt.