Oregons Küste und verführerische Kunst

Wir wollen die berühmte spektakuläre Küste von Oregon unbedingt sehen und wählen für die Fahrt Richtung Süden den kurvenreichen Pfad Highway 101. Diese Strecke wird von jedem Reiseführer empfohlen. Leider versperrt viel Wald die direkte Sicht zum Meer. Der Staat dachte aber an uns Touristen und baute entlang der 480 Kilometer Küstenstrasse mehrere Aussichtsstellen, sogenannte View Points. Der Sonnenschein macht auch zögerlich mit, und so geniessen wir traumhafte Bilder von Klippenküsten, Sandstränden und Dünenlandschaften.

Sand soweit das Auge reicht, stellen wir auf unserer Wanderung in den Dünen des Oregon Dunes Park fest. Eine Wanderung bei Nebel ist hier absolut sträflich, ungefähr so, wie auf einer vernebelten Skipiste ohne Markierungen zu fahren. Aber die Weite und die Stille in den unzähligen Sandhügeln sind beeindruckend.

Am Ausgang des kleinen Orts Port Orford sichten wir einmal mehr rechts an der Strasse einen tollen View Point und fast automatisch zieht es den Jumbolino dorthin. Aussteigen, frische Luft atmen und das Rauschen des Meeres verinnerlichen, das ist Musik für die Seele. Eigentlich wollen wir zur Weiterfahrt wieder einsteigen, aber mein Auge bleibt an einer an einem Haus angebrachten modernen Schrift hängen "Red Fish". Sieht aus wie ein Restaurant, bemerkt Lydia. Vielleicht kann man hier gut essen? Und siehe da, wir treffen auf ein Esslokal mit künstlerisch gestaltetem Innenraum und Blick aufs Meer. Die Wände sind mit modernen Bildern dekoriert, einige der Kunstwerke sprechen uns sofort an. Da können wir fast nicht widerstehen. Vorsichtiger geworden als damals im Restaurant Norwoods in Ucluelet auf Vancouver Island, verlangen wir zuerst die Speisekarte zum Reingucken. Die Preise sind moderat und die Auswahl ist verlockend. 

Unsere Diskussion über "schön oder das gefällt uns mehr oder weniger" bleibt nicht lange unbemerkt und der Chef des Hauses begrüsst uns persönlich an unserem Tisch. Fachkundig beantwortet er unsere Fragen und erklärt uns vieles über die Entstehung der Kunstwerke.

Unser "Gwunder" ist gross und wir leisten seiner Einladung, nebenan die Ausstellung zu besuchen, gerne Folge. So stehen wir kurz nach einem feinen Lunch in der Galerie von Chris Hawthorne und kommen kaum aus dem Staunen heraus. Normalerweise gefällt uns in Galerien dies oder jenes Bild. Aber vieles, was hier an den Wänden hängt oder auf dem Boden steht, würden wir gerne in unseren Kofferraum packen und zu Hause eine Privatgalerie eröffnen.

Der Ideenreichtum an künstlerischer Gestaltung, sei es bei Bildern, Glas- oder Tonskulpturen ist immens gross. Was uns am Schluss der Präsentation fast aus den Socken haut, ist seine Aussage, dass fast alles, was wir hier sehen, aus den Händen der Künstlerfamilie Hawthorne stammt. Hier sind Brüder, Ehefrauen, Kinder und Neffen am Werken. Jeder auf seine bzw. ihre Art, aber alle sehr erfolgreich. Eine Wandskulptur, die uns beiden sehr gefällt und auch unserem Portemonnaie entspricht, bleibt am Schluss an uns hängen. Über die Ausstellung seines Bruders Gregory in Big Sur erzählt er noch vieles, was uns neugierig macht. Wir beschliessen, diese Galerie an der Küste von Kalifornien auch zu besuchen, wenn sie an unserem Weg liegt. Aber dann sicher ohne Portemonnaie.

www.hawthornegallery.com