Entlang der Küste südlich von San Francisco

Die Richmond-San Rafael Brücke misst 8.85 km
Die Richmond-San Rafael Brücke misst 8.85 km

Wir verlassen unseren nördlich von San Francisco gelegenen Campingplatz in Larkspur über die lange

Richmond-San Rafael Brücke, um dem Stadtverkehr in San Francisco auszuweichen. Auf der anderen Seite der Bucht ziehen wir in Oakland und Fremont an hunderten von Industrieanlagen vorbei. Der Verkehr auf der 4spurigen Strasse ist sehr dicht. Da die LKWs auch mit 65 miles/h fahren dürfen, ist das Vorwärtskommen aber meist flüssig.

Unser nächstes Ziel ist das Monterey Bay Aquarium, eines der grössten Schauaquarien der Welt. Für uns ist dieser Besuch sehr eindrücklich und schier unbeschreiblich, was es alles zu sehen gibt. Über 55'000 Tiere leben hier, nach unseren europäischen Vorstellungen teils in überdimensionierten Aquarien. Am einfachsten dokumentieren wir die Erlebnisse mit Fotos. Wir zeigen jedoch nur einen kleinen Ausschnitt, da auf unserer Homepage schon Bilder von den Aquarien in Vancouver/Kanada und Newport/Oregon zu finden sind.

Seeotter halten ihre Pfoten während dem Schlafen vor dem Mund, um sie warm zu halten
Seeotter halten ihre Pfoten während dem Schlafen vor dem Mund, um sie warm zu halten

Der Naturschutzpark Point Lobos südlich von Monterey lockt uns trotz wechselhaftem Wetter zu einer kleinen Wanderung. Die felsige Halbinsel mit zerklüfteter Küste, vorgelagerten Inselchen und kleinen Buchten kann bequem zu Fuss erkundet werden. Wir haben Glück und sichten zu unserer Begeisterung vom Uferweg aus ein paar Seeotter, die sich schlafend im Tang auf dem Wasser wiegen. Und vom Pfad hoch über dem Meer fällt unser Blick auf eine kleine Kolonie Seehunde beim Sonnenbaden.

Auf dem California Coastal Highway 1 ab Point Lobos bis San Simeon gibt es genau genommen keine echten Ortschaften mehr, dafür ist dies einer der schönsten und einsamsten Abschnitte der Küste. Steilküsten und Klippen dominieren die Landschaft. Während der Fahrt gleitet unser Blick über viele Kilometer der traumhaften Kulisse entlang und der Anblick dieser Gegend beflügelt unsere Stimmung total. Ganz kahl, ohne Baumbestand, verlaufen die bevorstehenden 200 km aber nicht. Ab und zu durchqueren wir auch bewaldete Gebiete. Zu unserer Freude sind diese Strecken aber nur von kurzer Dauer.

Hawthorne Galerie und Garten
Hawthorne Galerie und Garten

Big Sur, ein kleines Kaff, liegt genau inmitten einer solchen Waldgegend. Und exakt hier treffen wir auf einen weiteren grossen Künstler und Galerist. Gregory Hawthorne, Bruder von Chris, den wir in Port Orford kennen gelernt haben, arbeitet und lebt in Big Sur. Das architektonisch aussergewöhnliche Haus und die Kunstgalerie, inmitten eines schönen am Hang gelegenen Gartens, repräsentieren einen Hauch Exklusivität. Alle Jahre wieder werden gegen 800 solvente Persönlichkeiten hier zu einer Vernissage eingeladen, begleitet von Shows, musikalischen Darbietungen und exklusiver Verköstigung.

Während unserem Besuch ist es aber sehr ruhig hier, auf Lachs und Champagner warten wir vergebens. Andrew, Freund von Shelby Hawthorne, hat heute Dienst. Er zeigt uns mit Freude die vielen Kunstwerke in dieser tollen Galerie und den grossen, mit vielen Skulpturen geschmückten Garten. Er freut sich über unser Interesse an dieser Kunst und dass Touristen aus der Schweiz das Kunsthaus besuchen.

 

Nach weiteren 60 km der rötlich schimmernden Küste entlang treffen wir auf einen attraktiven, auf eine Klippe gebauten Campingplatz im Los Padres National Forest. Jeder Standplatz verfügt über Meersicht. Der leuchtend gelb-rote Sonnenuntergang ist denn auch die Krönung unseres Tages.

Bulle mit typischer Rüsselnase, erreicht etwa im 8. Lebensjahr die volle Grösse
Bulle mit typischer Rüsselnase, erreicht etwa im 8. Lebensjahr die volle Grösse

Später haben wir einmal mehr ein spannendes Ziel vor Augen, das mit Superlativen bezeichnet werden könnte: das Reservat Piedras Blancas in der Nähe von San Simeon. Gerade zu dieser Jahreszeit versammeln sich hier tausende von Nördlichen See-Elefanten in Kolonien an diesem bestimmten Küstenabschnitt, die Männlein bis zu 2500 kg schwer und Weiblein bis 800 kg Gewicht. Alle Jahre wieder von November bis Februar findet am gleichen Ort dieses Schauspiel statt. Während den Wintermonaten wird geboren (Tragzeit 11 Monate), gestillt, gerauft und wieder gepaart.

Die Bullen hindern die Weibchen während dieser Landphase daran, auf Beute zu gehen. Demzufolge hungern Männchen und Weibchen während ungefähr 3 Monaten und verlieren nahezu die Hälfte ihres Gewichts. Abgemagert schwimmen Ende Februar die Säuger einzeln in alle Richtungen davon. Die Jungtiere verlassen das Land erst etwa 2 Monate später. Die See-Elefanten verbringen ihr Leben während den nächsten 9 Monaten weitgehend im Wasser,  d.h. fast zu 90 % der Zeit unter Wasser, und jagen vorwiegend als Einzelgänger ! Meerestiere aller Art, die Bullen unter anderem Kleinhaie und Rochen, die Weibchen Kopffüsser wie Tintenfische und Kalmare. Während diesem langen Pazifikaufenthalt gehen sie nur kurz an Land, um ihr Fell abzustossen. Bei der Jagd nach Nahrung tauchen die Tiere bis zu 600 Meter tief. Bekannte Maximaltiefen liegen bei 1500 Meter, dabei finden Tauchgänge von bis zu 120 Minuten statt.

Wegen der Verausgabung durch die Kämpfe ist die Lebenserwartung eines männlichen See-Elefanten mit 14 Jahren extrem kurz. Die Weibchen dagegen halten trotz Gebären, Stillen und Hungern länger durch und werden etwa 21 Jahre alt.