Die Route 66, früher auch "Mother Road" (Mutterstrasse) genannt, ist ein Traumziel vieler Biker und Camperfahrer. Und auch wir träumten davon. Die legendäre Strasse führt von Chicago quer durch Amerika bis Los Angeles, eine Reise auf historischem Asphalt auf fast 4'000 km Überlandstrassen durch 8 Staaten.
Da das Wetter im späten Herbst/Winteranfang hier im Mittleren Westen der USA nicht mehr mitspielt, können wir mit unseren Sommerpneus leider nur ein kurzes Teilstück der Route 66 in Arizona von Kingman bis Williams befahren. Ursprünglich wollten wir der Strasse bis ins Hochland von New Mexico folgen.
Wir kommen von Las Vegas her, also vom Westen, und fahren die Route deshalb in der "Gegenrichtung". In Kingman, genannt "Hauptstadt der Route 66", besuchen wir das Museum mit seinen vielen Erinnerungsstücken an die legendären Zeiten. Von hier bis Williams sind wir über die 200 km fast alleine unterwegs. Das gemütliche Städtchen im Westernstil mit Boutiquen voller Cowboystiefel und Westernkleider hat es uns angetan, hier verbringen wir gerne etwas Zeit, bevor wir die Route 66 verlassen und uns Richtung Grand Canyon aufmachen.
Zur Geschichte der Route 66:
Die wichtige und symbolträchtige Ost-West-Verbindung wurde ab dem Jahr 1926 sukzessive als "US Highway 66" ausgebaut, auch indem man schon bestehende Strassen einfach miteinander verband.
Die Flucht verarmter Farmer und Landarbeiter aus Oklahoma und Texas, die nach den jahrelangen Staubstürmen und der Dürre des Mittleren Westens in den 30er Jahren über die Route 66 zu den Obstplantagen Kaliforniens strebten, wurde 1939 im Roman "Früchte des Zorns" von John Steinbeck verewigt.
Seit den 60ern wurde die Überlandstrasse mehr und mehr durch moderne Interstate Highways (mehrspurige Autobahnen) verdrängt und so vom Durchgangsverkehr abgeschnitten. Die letzten 5 Meilen der
Route 66 in Williams/Arizona wurden am 13. Oktober 1984 durch den I-40 ersetzt, so dass heute insgesamt fünf Autobahnen die Ost-West-Verbindung bilden. Diese Highways verlaufen oft
parallel in Sichtweite zur alten Route, diese wird aber nicht mehr auf den offiziellen Landkarten aufgeführt.
Heutzutage gilt die Route 66 vielen als Symbol für Freiheit, Ungebundenheit, Abenteuer und Aufbruchsstimmung, sie steht nostalgisch für die "gute alte Zeit". In einigen Orten längs ihres früheren Streckenverlaufs gibt es Souvenirläden, kleine Museen oder Diner-Cafés und andere noch originale Gebäude, wie ehemalige Restaurants, Tankstellen und Motels aus der Blütezeit der Strasse, die aber teilweise leer stehen und an einigen Orten dem Verfall preisgegeben sind.
Nachdem die letzten Teilstücke der alten Route vom Durchgangsverkehr abgeschnitten waren, gründeten einige Anwohner um den engagierten Friseur Angel Delgadillo aus Seligman Arizona im Jahre 1987 die "Route 66 Association", die sich darum bemüht, Touristen auf die ehemalige Hauptstrasse Amerikas zu locken und ihre vergessenen Orte wieder in das Licht der Öffentlichkeit zu rücken und so neu zu beleben.
Übrigens wird die Route 66 in zahlreichen Liedern besungen, unter anderem von Nat King Cole oder den Rolling Stones mit dem Hit "Get your kicks on Route 66".