In Williams an der Route 66 posten wir unsere ersten Western-Klamotten zu absolut passablen Preisen. Von dort führt unser Weg nordwärts zum 2000 Meter hohen Plateau des Grand Canyon. Die tief eingeschnittene Schlucht des Colorado Rivers und die in vielen Farben leuchtenden Felsen haben schon viele Amerikaner und Europäer von der Südkante (South Rim) aus bewundert.
Aber wenn der 350 km lange und teils 30 km breite unter Naturschutz stehende Canyon am nächsten Tag mit Nebel mehr oder weniger randvoll gefüllt ist, wird er als seltenes Bild zur besonderen Attraktion. Ein Amerikaner aus dem Flachland von Arizona kann später unseren geknipsten Bildern kaum Glauben schenken. Er hat das Weltwunder über Jahre immer wieder besucht, aber noch nie so gesehen.
Vom Grand Canyon fahren wir über den Highway 89 nach Süden Richtung Flagstaff. Die steppenartige und eher öde Gegend des Navajo-Reservats wird im Sommer durch die vielen Marktstände der Indianer sehr belebt. Aber im Dezember bieten die meist leeren Verkaufsstände eher ein tristes Bild. An einem Verkaufsort mit dem Schild "Lookout Little Colorado Gorge" machen wir Halt. Um einen Blick in die Schlucht zu werfen, müssen wir zwangsläufig den Marktständen entlang laufen. Bis auf einen der Bretterläden warten alle auf den Frühling. Die Holztische mit handgefertigten, farbenfrohen Schmuckstücken belegt, sind für Lydia wie ein Magnet, erst noch, da die Farbenpracht aus erster Hand angeboten wird.
Wir sind die einzigen Kunden, die das Dargebotene bewundern. Der Verkäufer hat demzufolge viel Zeit zu plaudern. Er erzählt vorerst viel über seine Familie, die Herstellung der Schmuckstücke und wer welches Produkt gefertigt hat. Die Familie lebt im Verbund in mehr oder weniger dichten Bretterverschlägen. Seine nächsten Nachbarn wohnen in vergleichbarer Schutzhülle in etwa 10 km Entfernung. An Sitten und Bräuchen sind wir sehr interessiert und bekommen Einblick in ihr Leben. Besonders lustig wird das Gespräch beim Thema Haar- und Bartwuchs. Haarwuchs ist bei ihren üppigen Häuptern kein Thema, dafür aber der Bartwuchs, der sich bei vielen Indianern auf einige wenige Stoppeln beschränkt.
Beim Themawechsel und dem Gespräch über "where do you come from", werden wir echt überrascht. Dieser Navajo weiss nicht nur, dass es Alpen mit Schnee und Winterkälte in der Schweiz gibt, er spricht auch von Städten wie Bern und Luzern. Ein breites herzhaftes Lachen erreicht unser Gemüt und ein schwacher Alkoholgeruch steigt in unsere Nasen, während wir die ausgewählten Schmuckstücke bezahlen.