Der Park liegt im südlichsten Teil des US-Bundesstaates Arizona direkt an der mexikanischen Grenze. Das als National-Monument ausgezeichnete Schutzgebiet ist nach dem seltenen Orgelpfeifenkaktus (Stenocereus thurberi) benannt, den es innerhalb der USA nur noch in diesem Park und in der näheren Umgebung zu sehen gibt. Ausserdem begegnet man hier zahlreichen, bis zu 15 Meter hohen Saguaro-Kakteen (Carnegiea gigantea) sowie etwa 25 weiteren Kakteenarten.
Wir fahren durch den nördlichen Parkeingang und erreichen das Visitor Center nach ungefähr 30 km. Hier können wir uns über die erstaunlich vielfältige Pflanzen- und Tierwelt informieren. Für weitere Auskünfte stehen freundliche Parkranger zur Verfügung. Ein einfacher Campground liegt inmitten der grandiosen Kakteenlandschaft, 10 Autominuten vom Visitor Center entfernt. Er ist unterteilt in Reihen für „geräuschlose“ Camper und für Camper mit Generatoren (da kein Netzanschluss zur Verfügung steht). Entspannung pur könnte man meinen, wenn es nicht die nervigen Amerikaner geben würde, die Tag und Nacht ihre Stromgeneratoren laufen lassen müssen. Je nach Wind hört man den Lärm über 100 Meter weit. Es muss für diese Leute wunderbar sein, mit ständigem Motorengeräusch in der Natur zu leben. Ich denke, die meisten dieser Senioren sind inzwischen taub. Gottseidank fahren die meisten "snowbirds" (pensionierte Kanadier und Amerikaner aus dem Norden) mit ihrem Riesengefährt im Winter lieber in ein Resort bei Phoenix, wo sie allen notwendigen Komfort wie Schwimmbad, Golfplatz, und vieles mehr vorfinden.
Tita und Dick, ein Ehepaar aus Holland, haben wir vor 2 Jahren an einer Seabridge-Veranstaltung in Deutschland kennen gelernt. Unser gemeinsamer Wunsch, uns auf der unterschiedlich geplanten Amerikareise einmal zu treffen, geht nach 8 Monaten doch noch in Erfüllung. Nun sind sie da. Sie sind extra von Phoenix angereist, um uns zu besuchen. Leider ist ihr Terminplan eng und am nächsten Morgen müssen sie bereits wieder nordwärts ziehen. Sie wollen Weihnachten in Holland verbringen und dann nach Phoenix zurückfliegen, um Freunde für ihre Weiterfahrt zu treffen. Spontan laden sie uns zu einem gemeinsamen Nachtessen in ihren Camper ein. Herzlichen Dank an Tita und Dick für das feine Abendessen und die spannenden Reisegeschichten, die wir zusammen geniessen konnten.
Ein Geheimnis wollen sie uns vor der Abreise doch noch preisgeben: Das Spiel Geocaching (GPS-Schnitzeljagd), von dem man fast süchtig werden könnte. Wir dürfen am Morgen mit dem GPS auch einen Schatz suchen, der in der Nähe des Campingareals zu finden ist. Freude herrscht. Ich kann meinen ersten kleinen Erfolg verzeichnen (siehe Bilder). Weltweit sind von Geocaching-Mitgliedern kleine Schätze versteckt, je nach Standort sind unterschiedliche Schwierigkeitsgrade damit verbunden. Zum Beispiel Bergsteigen stellt einen hohen Schwierigkeitsgrad dar. Deine Erfolge kannst du einer Datenbank füttern und somit Punkte sammeln. (siehe Wikipedia Geocaching).
Fasziniert ob dieser Kakteen-Wüste, verspüren wir das Bedürfnis, die Gegend auf einer Wanderung zu erkunden. Ich gehe voraus, mit einem Stock rhythmisch auf den Boden schlagend, um Lydia die Schlangen fernzuhalten. Über 12 verschiedene Klapperschlangenarten kriechen hier herum. Aber die Mühe ist vergebens, die Tiere sind im Winter nur schwach aktiv, wie uns ein Ranger später informiert. Die Wanderung zwischen hohen Kakteen ist einfach toll. Wenn die Landschaft im Frühling aber in Blüte steht, ist sie schlicht umwerfend, wie uns ein Deutsch-Amerikaner auf dem Campingplatz anhand seiner früher geschossenen Fotos bestätigt. Zwischen März und Juni herrscht hier eine gewaltige Farbenpracht, aber nicht alle Jahre gleich intensiv. Voraussetzung sind regelmässige Regengüsse während den Wintermonaten. Uns hat diese einzigartige Landschaft total vereinnahmt, und wir wollen sie unbedingt ein andermal im Frühling bestaunen.
Beim Weiterfahren auf der sehr einsamen und langen Strecke nach Tucson werden wir mehrmals von der amerikanischen Border Patrol (Grenzpatrouille) angehalten. Die Frage, ob wir illegal eingewanderte Mexikaner mitführen würden, können wir gelassen verneinen. Das Gesprächsthema schwenkt dann sofort um auf unser Fahrzeug und auf woher und wohin. Mit "wow" und "good luck" lassen sie uns dann getrost weiterziehen.