Let's go to Luckenbach, Texas

Der Weiler Luckenbach wurde Ende der 1840er Jahre von deutschen Farmern besiedelt, darunter die Brüder Jacob und August Luckenbach. Das älteste Gebäude ist ein Gemischtwarenladen und Saloon, der 1849 von Minna Engel, Tochter eines deutschen Wanderpredigers, eröffnet wurde. Die Gemeinde, mit dem damaligen Postamt South Grape Creek, wurde 1886 nach Minnas Ehemann Albert in Luckenbach umbenannt.

Heute vermittelt der Ort mit seiner geringen Einwohnerzahl und seinen Wild-West-Wurzeln immer noch das Gefühl einer kleinen Geisterstadt. Die beiden Hauptgebäude Luckenbachs sind das Haus, in dem sich die Poststelle, der Laden und der Saloon befinden, sowie die Tanzhalle (Dance Hall).

Luckenbachs enge Verbindung zur Country-Musik begann im Sommer 1973, als Jerry Jeff Walker in der Dance Hall das Live-Album "Viva Terlingua" aufnahm, das zu einem der Klassiker in der Outlaw-Bewegung (Alternativbewegung) der Country-Musik wurde. Vier Jahre später setzten Waylon Jennings und Willie Nelson dem Ort mit dem Lied "Let's go to Luckenbach, Texas (Back to the Basics of Love)" ein Denkmal. Der Song wurde weit über die amerikanischen Grenzen hinaus bis in die Schweiz bekannt und hat auch uns neugierig gemacht auf die kleine Siedlung.

Links Shan und Annie, rechts ein Unbekannter beim Gedichte rezitieren
Links Shan und Annie, rechts ein Unbekannter beim Gedichte rezitieren

Unter dem seit Jahrzehnten geltenden Motto "Everybody's Somebody in Luckenbach" (Jede/r ist Jemand in Luckenbach) sind im alten Saloon neben Country Legenden auch weniger bekannte Sängerinnen und Gitarristen zu hören. Am Donnerstagabend sind wir unter einigen Texanern auch mit dabei. Im Programmheft steht: ShAnnie - Picker Circle (Shan+Annie). Ihre Musik gehört nicht unbedingt zum traditionellen Country, gefällt uns aber besonders gut, vor allem die ausdrucksstarke Stimme von Annie und das Gitarrenspiel von Shan. Dazwischen rezitiert ein unbekannter Gast mehrere Gedichte über das Leben in Texas, die wir leider wegen seines starken Akzents nur schwer verstehen. Später am Abend trägt auch noch das Duo Sol Patch mit einigen Blues-Songs gekonnt zur Freude des Publikums bei. Es geht hier alles sehr familiär und unkompliziert zu und her.

Am Freitagmittag stecken wir die Nase nochmals in den Saloon und treffen auf den Stamm-Musiker Jimmy Lee Jones. Als er vernimmt, dass wir im Winter extra aus der Schweiz hierher angereist sind, freut er sich besonders darüber und spielt einige Lieder speziell für uns.

Fast alle Musiker, die hier auftreten, sind auf Youtube zu finden und zu hören.


Von hier aus unternehmen wir einen Abstecher nach Fredericksburg, einer kleinen, sehr hübschen Westernstadt, ebenfalls im Texas Hill Country gelegen. Hier ist das "Lädele" ein Vergnügen. Bei angenehmem Frühlingswetter schlendern wir den vielen Schaufenstern entlang und sind begeistert ob der ansprechenden Auslagen. Es bleibt natürlich nicht nur beim Gucken, die Auswahl an Western Wear ist gross und sehr verlockend. Aber auch die Restaurants, sei es das Crossroads Steakhouse mit Live Band oder das mexikanische Restaurant Mamacita's sind sehr einladend.

Vieles ist deutsch angeschrieben, aber die heutige Generation versteht nicht einmal mehr "Guten Tag", vielleicht noch deren Grossmütter.


Die noch leere Dance Hall wartet auf die Gäste
Die noch leere Dance Hall wartet auf die Gäste

Vom Einkaufsbummel in Fredericksburg kehren wir am Samstag nach Luckenbach zurück und freuen uns auf das Konzert in der Dance Hall. Es spielen Cory Morrow gefolgt von Country Rockband Doug Moreland. Hunderte, mehr oder weniger jüngere Texaner Ehepaare - jünger aus Sicht eines Pensionierten - sind nun angereist. Die Bierdose in der Hand ist hier cool, ob in der Tanzhalle oder draussen in der Kälte.

Texas Two-Step
Texas Two-Step

Country Line Dancing kennen die Leute nur vom Hörensagen. Aber der Texas Two-Step - der Tanz zur Country Music hier im Süden -  wird von vielen getanzt, nach unserem Empfinden aber eher etwas ruppig. Unsere jüngere Tischnachbarin lädt uns zum Tanze ein. Auf der Tanzfläche mit viel Schwung herumgestossen, begreifen auch wir nach einigen Schritten, wie der Two Step zu tanzen ist. Wir kommen schnell in Kontakt mit den freundlichen Texanern, und wenn man sich nach wenigen Stunden verabschiedet, wird man herzhaft umarmt, was wir natürlich in gleicher Form erwidern. Wir hatten viel Spass an den neuen Schritten, tanzen aber doch lieber mit unseren CLD-Freunden.