Die Geschichte der Akadier, Teil 1

Der italienische Entdecker Verrazano bezeichnete 1650 die ganze Nordostküste Amerikas als Acadia. Die grün bewaldeten Hügel, lieblichen Flüsse und stillen Seen erinnerten ihn an Arkadien, das fiktive friedliche Land des römischen Poeten Vergil. Später wurde nur noch das heutige Nova Scotia so genannt. Gelegentlich erklärt man die Bezeichnung auch mit dem Wort cadie aus der Sprache der Mi’kmaq Indianer. Die Unsicherheit, die Entstehung des Namens zu erklären, wird auch in der Schreibweise deutlich, denn Acadia schreibt man ohne „r“ im Gegensatz zum Traumland Arkadien.

Franzosen waren die ersten weissen Siedler in Acadia. Sie liessen sich zunächst auf Nova Scotia in den Salzwassermarschen an der Bay of Fundy nieder. Dort gewannen sie durch Eindeichung fruchtbares Ackerland und führten ein arbeitsames Landleben.

Wie es dazu kam, dass die Acadians später in alle Winde zerstreut wurden und ein Teil von Ihnen dabei – unter der amerikanisch verballhornten Bezeichnung Cajuns – bis Louisiana gerieten, macht den tragischen Teil der Geschichte aus.

Während der Auseinandersetzungen zwischen Franzosen und Briten hatten die Akadier sich daran gewöhnt, mal unter der Hoheit des einen, mal des anderen zu stehen. Bis in die Mitte des 18. Jh liessen die Engländer, seit 1713 offizielle Herren der Region, die Akadier weitgehend in Ruhe. Als 1755 wieder Krieg zwischen England und Frankreich ausbrach, genügte den Briten deren erklärte Neutralität nicht mehr. Sie sollten ebenfalls den Fahneneid (Oath of Allegiance) schwören, was heissen konnte, die Waffen gegen die Franzosen erheben zu müssen. Mutig verweigerten die Akadier geschlossen den Treueschwur – mit bösen Folgen.

Die Engländer brannten die Häuser nieder, steckten sie mit Gewalt in Schiffe und verfrachteten sie ohne Rücksicht auf Familienzusammengehörigkeit in alle Richtungen. Die meisten der ca. 13'000 Akadier landeten in südlicheren britischen Kolonien, andere in Louisiana und in Frankreich, nur wenige entkamen der Deportation.

Willkommen waren die mittellosen Flüchtlinge nirgendwo. Für die meisten begann eine Zeit der Suche nach Angehörigen und einer neuen Heimat.

Eine von ihnen war Evangeline, eine bei uns weitgehend unbekannte, vom amerikanischen Schriftsteller Henry W. Longfellow geschaffene akadische Heldin, die als romantische Symbolfigur ihres Volkes gilt. Sie begegnet einem vor allem in Nova Scotia auf Schritt und Tritt, als Namensgeberin von Ortschaften, Hotels und natürlich auch des Evangeline Trail zwischen Yarmouth und Digby. Eine Bronzestatue der Evangeline steht im schönen Park Grand Pré.

Auszug aus dem Reiseführer Kanada Osten / USA Nordosten, Verlag Reise know how, Die Akadier

 

Das moderne Besucherzentrum der Grand Pré National Historic Site erläutert den historischen Hintergrund der Deportation aus der Sicht der Akadier.