Die Geschichte der Akadier, Teil 2, 1755 bis heute

In Louisiana trafen wir wiederum auf Akadier, die ursprünglichen französischen Siedler, die 1755 von den Briten aus Nova Scotia/Canada vertrieben wurden, und hier schliesst sich der Kreis der Geschichte der Akadier (siehe auch die "Geschichte der Akadier, Teil 1", Bilder "Die Akadier in Grand Pré" und Reisebericht "An der Akadischen Küste").

 

Der lange Weg nach Louisiana

Ein Teil der Akadier wurden in kleineren Gruppen, häufig unter grossen Entbehrungen, auf die Westindischen Inseln, nach South Carolina und Georgia verschleppt. Der grösste Teil aber siedelte nach langer Odyssee im Schwemmland von Louisiana.

In den unzugänglichen Sümpfen des Mississippi-Deltas, in dem es kaum Strassen gab, jedoch zahlreiche Alligatoren, fanden sie einen Siedlungsraum, den ihnen niemand streitig machte. Der französische König Louis XV hatte allerdings 1762 New Orleans und die westlich des Mississippi gelegenen Gebiete von Louisiana an Spanien abgetreten. Die Akadier, die gehofft hatten, endlich wieder in französischem Einflussbereich siedeln zu können, sahen sich erneut getäuscht. Doch die spanische Kolonialregierung in New Orleans zeigte Interesse daran, die unwegsamen Regionen um die Wasserarme des Mississippi erschliessen zu lassen und überliess den französischsprachigen Kolonisten Land zum Bewirtschaften und zum Bau ihrer Häuser.

Die Akadier züchteten Rinder und betrieben Landwirtschaft, ernährten sich durch den Fang von Krebsen, Fischen und Muscheln. Das harte Leben, die engen Familienbeziehungen und die Bande der katholischen Kirche sorgten für einen festen Zusammenhalt, für die Bewahrung von Kultur und Sprache.


Cajun People

Erst um die Wende zum 20. Jh. brach die teils gewollte, teils erzwungene Isolation auf. Eisenbahn- und Strassenverbindungen erschlossen bis dahin unzugängliche Gebiete. Das Radio drang bis in die entlegensten Gebiete vor. Nachdem 1901 bei Jennings Öl gefunden worden war, strömten Arbeiter und Ingenieure aus vielen anderen US-Bundesstaaten in das flache Schwemmland, das zuvor den Akadiern vorbehalten war. Diese wurden nur kurz Cajuns (Verballhornung für Acadians) genannt, eine Bezeichnung, die bald abfällig mit Hinterwäldlern gleichgesetzt wurde.

Die in den USA geltende allgemeine Schulpflicht wurde nun auch im Siedlungsgebiet der Cajuns durchgesetzt. Nach dem "education act" von 1916 war es verboten, ausser Englisch eine andere Sprache auf dem Schulgelände zu sprechen. Wer dennoch dabei erwischt wurde, sich auf Französisch zu unterhalten, musste mit Bestrafung rechnen. Die Pflege französischer Kultur und Traditionen galten als unamerikanisch und wurden unterdrückt.

Erst der Einsatz von Cajuns in der US-Army als Französisch-Dolmetscher während des zweiten Weltkrieges, der die Bedeutung der eigentlichen Muttersprache unterstrich, sowie der plötzliche Wohlstand als gut bezahlte Arbeiter im Ölgeschäft stärkte die Gemeinschaft der Cajun People. Inzwischen wird Französisch an vielen Schulen gelehrt, ein Council bemüht sich erfolgreich um das kulturelle Erbe. Ein grosser Teil der Cajuns wächst heute zweisprachig auf. Die mitreissende Musik der Cajuns und die vielen Restaurants, in denen ihre kräftig gewürzten Gerichte angeboten werden, haben die Region auch bei ausländischen Besuchern beliebt gemacht. Aus dem abgeschiedenen, isolierten Landstrich französischsprachiger "Hinterwäldler" wurde ein attraktives Urlaubsziel. 

Auszug aus dem Reiseführer USA-Südstaaten, Du Mont Reisehandbuch.