Ebbe und Flut in der Bay of Fundy

In der Bay of Fundy beträgt der Gezeitenhub (Unterschied Ebbe zu Flut) bis zu 16 m! und ist somit die weltweit höchste Tide. Dies lässt sich am eindrücklichsten mit Bildern dokumentieren (siehe dazu Bildergalerie, Bay of Fundy). Ebbe und Flut entstehen durch den ständigen Wechsel der Gravitationskräfte (Anziehungskräfte), die durch die Veränderung der Standorte Erde, Mond und Sonne zueinander beeinflusst werden. Sowohl Ebbe als auch Flut finden 2mal innerhalb von ungefähr 24 Std. und 50 Min. statt. Das heisst, über etwas mehr als 6 Stunden vollzieht sich der Wechsel von Maxima zu Minima. Mehr darüber kannst du nachlesen unter de.wikipedia.org/wiki/Gezeiten

Nebst ständigem Wechsel der Anziehungskräfte sind für den Tidenhub Küsten- und Meeresbodenverlauf massgebend. In der Bay of Fundy wird das Meer gegen Nordosten hin trichterförmig schmaler, das heisst auch die Meerestiefe nimmt stetig ab. Die Wassermenge, die hier täglich zweimal rein- und rausfliesst, ist 4mal grösser als die Wassermenge, die sämtliche Flüsse auf der Welt zur gleichen Zeit zu Meere führen! Bei diesen starken Wasserströmungen werden riesige Mengen von Krill und Plankton aufgewühlt, was besonders die Wale lieben und sie deshalb alle Jahre wieder ab Juni in die Bay of Fundy zurückkehren, um sich den Sommer über satt zu fressen.

 

Gezeitenkraftwerke

Man könnte diese riesigen Wasserbewegungen in der Bay of Fundy für Gezeitenkraftwerke nutzen. Ein Versuchskraftwerk mit 20 Megawatt Leistung (Strom für 4500 Haushaltungen) wurde in den Jahren 1980-1984 in Annapolis Royal gebaut und ist immer noch in Betrieb. Touristen können diese Anlage besichtigen, auch wenn eine grosse Tafel "Geschlossen" an der Eingangstüre hängt; so ist es uns jedenfalls in der Vorsaison ergangen. Mehr über das Gezeitenkraftwerk ist zu lesen unter de.wikipedia.org/wiki/Gezeitenkraftwerk_Annapolis.

Lange wurde an der Bay of Fundy an einem grossen Gezeitenkraftwerk von 5’000 MW geplant. Das AKW Beznau liefert zum Vergleich 760 MW. Aber die grossen unbekannten Investitionen und das Ausmass ökologischer Folgen hielten die Planer von weiteren Entwicklungen ab. Stattdessen wurde ein Projekt gestartet, bei dem Turbinen mit einem Durchmesser von 12 Metern auf dem Meeresgrund standen. Die Turbinen wurden sehr schnell von der starken Strömung zerstört. Technische Verbesserungen waren später kein Thema mehr.

Kanada bezieht seinen Strom fast ausschliesslich von Kohlekraftwerken. Leider sind Flusskraftwerke auch am Schwinden. Grössere Städte werden zusätzlich mit Atomstrom versorgt. Neue Techniken stecken weltweit gesehen noch heute in den Kinderschuhen, Ökonomie steht in dieser Beziehung immer noch vor Ökologie.